Laktoseintoleranz – was verbirgt sich dahinter und was kannst du dagegen tun?
Zahlreiche Menschen kennen es: Nach einem Glas Milch oder Joghurt rumort und kneift der Magen. Darauf folgen weitere unangenehme Beschwerden. Dies könnte an einer Laktoseintoleranz liegen, die auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt wird. Fehlt ein Enzym, wird der Milchzucker (Laktose) nicht vertragen. Lies in diesem Ratgeber, was mögliche Ursachen für eine Laktoseintoleranz sind, mit welchen Beschwerden sie einhergeht und was du dagegen tun kannst bzw. worauf du bei der Ernährung mit einer Milchzuckerunverträglichkeit achten musst.
Laktoseintoleranz – welche Symptome treten auf?
Immer mehr Menschen leiden unter einer Laktoseintoleranz. Sie gehört zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Allein in Deutschland leben etwa 14 Millionen Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit. Sie vertragen den Milchzucker nicht, sodass es nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten zu erheblichen Beschwerden kommt, beispielsweise:
- Bauchschmerzen
- Blähungen
- Übelkeit
- Völlegefühl
- Durchfall
Die typischen Laktoseintoleranz-Symptome treten meist 30 Minuten bis einige Stunden nach dem Verzehr der laktosehaltigen Lebensmittel auf. Dabei ist die Intensität der Beschwerden individuell verschieden und hängt vom Laktosegehalt der verzehrten Nahrungsmittel und vom Schweregrad der Milchzuckerunverträglichkeit ab. Eine gute Möglichkeit, die Beschwerden zu beseitigen, ist es, keine laktosehaltigen Produkte mehr zu konsumieren. Anfangs ist die Umstellung auf eine Ernährung ohne Milchzucker oft schwierig, aber es gibt inzwischen eine Menge Ersatzprodukte.
Die Grenze bezüglich der Verträglichkeit der Laktose ist bei jedem unterschiedlich. Manch ein Betroffener verträgt Nahrungsmittel mit wenig Milchzucker und andere wiederum nicht. Es gibt Laktasetabletten: Diese nimmst du bei einer Milchzuckerunverträglichkeit kurz vor dem Essen ein, wodurch auch der Verzehr milchzuckerhaltiger Produkte möglich ist.
Daneben können subtile Symptome auftreten, die nicht mit einer Laktoseintoleranz in Verbindung gebracht werden, beispielsweise:
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühle
- chronische Müdigkeit
- Erschöpfung
- Konzentrationsprobleme
- Niedergeschlagenheit
Laktoseintoleranz – was passiert im Körper bei einer Milchzuckerunverträglichkeit?
Der Grund für die Beschwerden, unter denen viele Menschen mit einer Laktoseintoleranz nach dem Verzehr der Milch oder Milchprodukte leiden, ist folgender: Ihr Körper ist nicht in der Lage, den Milchzucker, einen Bestandteil der Milch, zu verarbeiten. Das Enzym Laktase, das hierfür erforderlich ist, fehlt bei ihnen, denn es wird von ihrem Körper nicht oder unzureichend produziert. Das Verdauungsenzym hat die Aufgabe, den Milchzucker in zwei Einzelzucker aufzuspalten, damit der Darm in der Lage ist, es weiter zu verarbeiten. Doch dies passiert bei Menschen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit nicht. Der Milchzucker wird nicht gespalten.
Er gelangt in den Dickdarm. Hier sitzen unzählige Mikroorganismen, vor allem Bakterien, die den Milchzucker verarbeiten und aufgrund von Gärprozessen Gase wie Methan, Kohlendioxid und Wasserstoff erzeugen, die unter anderem zu den Symptomen der Laktoseintoleranz führen. Die Gase blähen in der Folge den Bauch auf. Es kommt zu einer starken krampfartigen Flatulenz. Laktose bindet zudem Wasser, sodass immer mehr davon in den Dickdarm fließt. Der Darm füllt sich dadurch schnell, sodass der Stuhl flüssig wird. Bei der bakteriellen Zersetzung der Laktase entstehen ausserdem auch organische Säuren, die die Darmbewegungen beschleunigen. Die Folgen sind Durchfall und Krämpfe.
Achtung. Eine Milchallergie ist keine Laktoseintoleranz!
Bei einer Milchallergie bereitet das Milcheiweiss die Probleme und nicht die Laktose. Es löst im Körper Immunreaktionen aus, die bei entsprechendem Schweregrad sogar lebensbedrohlich sein können. Die Milcheiweissallergie und Laktoseintoleranz dürfen daher nicht verwechselt werden.
Wo ist Milchzucker enthalten? Worauf solltest du bei einer Laktoseintoleranz achten?
Milchzucker steckt in sehr vielen Lebensmitteln, vor allem in Milch: In 100 Millilitern sind es fast fünf Gramm. Egal ob du Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch trinkst, entscheidend ist stets der Milchzucker.
Daneben findet sich Laktose in vielen weiteren Lebensmitteln, zum Beispiel:
- Käse
- Quark
- Butter
- Joghurt und Pudding
- Sahne
- Eiscreme
- Fertiggerichte wie Pizza mit Käse
Die Substanz ist sogar teilweise in Zahnpasta und Medikamenten enthalten.
Verschiedene Formen der Laktoseintoleranz – primäre und sekundäre Milchzuckerunverträglichkeit
Primäre Laktoseintoleranz
Die primäre Milchzuckerunverträglichkeit ist angeboren und führt zur zunehmenden Verringerung der Laktaseproduktion. Die primäre Form, die am häufigsten auftritt, ist somit genetisch bedingt. Sehr selten kann sich der Enzymmangel schon im Kindesalter bemerkbar machen, wobei sich die typischen Beschwerden meist erst im Erwachsenenalter zeigen. Der Grund: In der Kindheit wird noch ausreichend Laktase produziert, während der Vorgang mit zunehmendem Alter stetig abnimmt und die Unverträglichkeit gegenüber dem Milchzucker somit immer grösser wird.
Sekundäre Milchzuckerunverträglichkeit
Die sekundäre Laktoseintoleranz erfolgt durch eine Schädigung der Schleimhaut des Dünndarms. Sie wird durch verschiedene Erkrankungen und andere Faktoren begünstigt, beispielsweise:
- Zöliakie: Hierbei handelt es sich um eine entzündliche Darmerkrankung, die durch eine fehlgeleitete Immunreaktion des Körpers auf das Gluten (Klebereiweiss) ausgelöst wird, das in verschiedenen Getreidesorten steckt.
- chronische Entzündungen der Darmschleimhaut wie Morbus Crohn
- andere chronisch entzündliche Darmerkrankungen, die zum Teil durch Medikamente verursacht werden
- bakterielle Infektionen können ebenso eine Milchzuckerunverträglichkeit fördern
- Pilzinfektionen wie ein Candidabefall
- Operationen im Magen-Darm-Bereich
Ursachen für eine sekundäre Laktoseintoleranz können weitere Faktoren sein, beispielsweise:
- andere Intoleranzen wie eine Fructoseintoleranz
- längere Einnahme von Antibiotika, die das Darmmilieu sehr negativ beeinflussen und gesunde Darmflora zerstören
- Medikamente wie Zytostatika, die beispielsweise bei Krebs als Chemotherapeutikum, bei Autoimmunerkrankungen oder rheumatoider Arthritis zum Einsatz kommen, wirken sich ebenso störend auf die Darmgesundheit aus
- Chemo- und Strahlentherapie
- Alkoholmissbrauch
Die Dünndarmschleimhaut ist in der Lage, sich zu regenerieren. Daher kann sich die sekundäre Laktoseintoleranz wieder verbessern, wenn die Grunderkrankung erfolgreich behandelt wurde.
Wie kann die Laktoseintoleranz diagnostiziert werden?
Um eine Milchzuckerunverträglichkeit festzustellen, stehen dem Arzt neben dem Patientengespräch, das oftmals bereits gute Hinweise liefert, verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu den wichtigsten Verfahren gehört der Wasserstoffatemtest: Hierbei entsteht durch die Verwertung der Laktose in den Bakterien eine sehr grosse Menge an Wasserstoff. Dieser wird von deinem Körper abgeatmet und somit zur Diagnose der Milchzuckerunverträglichkeit genutzt. Wenn die Laktose vom Körper nicht richtig verstoffwechselt wird, produzieren die Bakterien im Dickdarm Wasserstoff, der in die Atemluft gelangt und hier gemessen werden kann. Zudem wird nach regelmässiger Gabe des Milchzuckers der Blutzuckerspiegel überprüft, denn dieser verändert sich bei Menschen mit einer Laktoseintoleranz kaum.
Führe bei entsprechendem Verdacht auf eine Milchzuckerunverträglichkeit am besten ein Symptomtagebuch. Du kannst auch versuchen, anhand einer mehrtägigen Ernährung ohne Laktose zu schauen, ob die Symptome verschwinden. Mit einer Blutprobe, die im Genlabor ausgewertet wird, kann die genetische Milchzuckerunverträglichkeit nachgewiesen werden.
Was kannst du essen und trinken?
- laktosefreie Milchprodukte
- Obst und Gemüse sowie Frucht- und Gemüsesäfte
- Marmelade und Honig
- Kaffee und Tee
- Reis, Nudeln und Kartoffeln
- Hülsenfrüchte und Getreide
- unverarbeitetes Fleisch
- Geflügel
- Fisch
- Eier
- Nüsse
Du kannst alle veganen Produkte bedenkenlos essen. Bei einer Laktoseintoleranz solltest du besonders auf eine optimale Versorgung mit Kalzium achten.
Zusammenfassung
Bei der Laktoseintoleranz handelt es sich um eine sehr weit verbreitete Nahrungsmittelunverträglichkeit. Sie äussert sich durch verschiedene Verdauungsbeschwerden, die nach dem Genuss der Milchprodukte auftreten. Der Körper ist nicht in der Lage, den Milchzucker richtig zu verdauen. Die primäre Form ist angeboren und die sekundäre Milchzuckerunverträglichkeit wird im Laufe des Lebens durch Erkrankungen oder andere Faktoren erworben. Wenn die Grunderkrankung besiegt ist, kann sich die Laktoseintoleranz zurückbilden. Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass du deinen Darm mit einer laktosefreien Ernährung entlastest.
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